brasilianischer Sonntag

… angekommen in Brasilien

Sonntag, 17.11. erreichen wir Recife und gehen nach fünf Tagen wieder an Land. Wir haben für die kommenden Häfen in Brasilien Tagesprogramme gebucht, weil die Infrastruktur, ausser in Rio, nicht sehr optimal sein dürfte.

Um 9.00 h beginnt in Recife die Massenausschiffung in die Ausflugsbusse. Es ist schwül und ein wenig bedeckt. Recife erscheint uns eher trist, viele kleine Hütten und Häuser, halbfertig oder bereits wieder im Verfall. Viel Graffiti und Müll, unsere brasilianische Reiseleiterin hält mit überlappender Fröhlichkeit dagegen. Ausser einer historischen Kirche in Igarassu, von den Portugiesen 1535 errichtet, gibt es nicht viel sehenswertes und wir fahren weiter Richtung Fort Orange, welches die Holländer 1631 direkt an einer Lagune erbauten. Von hier aus schippern wir mit einem Katamaran auf die Insel Coroa do Aviao, angeblich mit einem der schönsten Strände von Brasilien, naja, alles relativ. Es scheint zumindest, als ob sich halb Recife hier am Strand befindet, die Motorboote ankern ca. 10 m vor dem Strand, incl. ihrer riesigen Lautsprecher, südamerikanische Beschallung in voller Lautstärke und es stört niemanden, im Gegenteil. Die Brasilianer sitzen mit der Grossfamilie und/oder ihrem Freundeskreis entweder in den Strandbuden oder haben eigene Stühle, Tische und Grills mitgebracht. Es wird entweder gegrillt oder die gekochten Taschenkrebse auf den Tischen mit dem Holzhammer zertrümmert, dazu Bier, alles bei bester Stimmung. Wir sitzen dazwischen, essen vorsichtig Gambas, amüsieren uns aber nicht schlecht, wir erleben einen typischen Strandsonntag in Recife. Am frühen Nachmittag geht es zurück zum Schiff, der sichere Hafen hat uns wieder.

Am Montag versammeln wir uns bereits um 8.00 h in Maceio zur Ausschiffung, mit dem Bus geht es, mal wieder, zu einem der schönsten Strände Brasiliens, den Praia do Gunga (nicht Bunga Bunga!). Maceio macht einen sehr viel aufgeäumteren Eindruck, der Bevölkerung scheint es hier besser zu gehen. In einem kleinen Hafen steigen wir auf einen kleinen Schoner und motoren durch eine Lagune zum besagten Praia. Diesmal ist es wirklich ein wunderschöner Strand, gute Restaurants mit brasilianischer Lifemusik, wir geniessen und essen frischesten Lobster! Ein kleines Wasserflugzeug brummt ständig über den Strand, ach was, es ist tatsächlich ein Schlauchboot mit Heckmotor und Flügeln!!! Heinrich ist sofort fasziniert und siehe da, mit 40 US-Dollar ist er dabei, er und der ‚Pilot‘ brummen nun gemeinsam am Himmel, ich guck lieber nicht hoch … Beide kommen aber heil wieder runter, Heinrich ist total begeistert und beeindruckt von dem Piloten. Nach vier Stunden geht es zurück zum Schiff und über Nacht geht es weiter.

In Salvador de Bahia gibt es einiges mehr vom kolonialen Erbe zu besichtigen, das historische Zentrum liegt in der Oberstadt, mit der typischen, farbigen, sehr gut erhaltenen kolonialen Architektur. Besonders beeindruckend ist die San Francisco Kirche, mit überladenem goldenen Prunk und allegorischen portugisieschen Kachelbildern im angeschlossenen Kloster. Vor der Kirche werden bunte Bänder an Einheimische und Touristen verkauft, die man am Kirchengitter mit den entsprechenden Wünschen befestigt. Ich kaufe ein ganzes Bündel, kann ja nicht schaden!

Nun erwartet uns wieder ein Seetag um nach Rio zu kommen, die Erwartungen sind entsprechend. Morgens Einfahrt in den Hafen, Skyline, Zuckerhut und Christus-Statue sind in der ferne sichtbar.

Die Ausschiffung verläuft wie üblich, alle drängeln und wollen im Bus vorne sitzen, wir bevorzugen die letzte Reihe, viel entspannter!

Wir fahren durch eine sehr grüne Stadt, vorbei am Samdadrome, an der Copacabana und Ipanema, wobei diese berühmten Strände viel weniger spektakulär sind, als erwartet. Wir fahren durch reiche Viertel mit Apartmenthäusern über 30! Stockwerke, dazwischen immer wieder retaurierte Kolonialbauten. Diese Busetappe endet am Bahnhof von Corcovado, von hier aus fahren wir mit der österreichischen Zahnradbahn zur Christus-Statue auf ca. 700 m hinauf. Volle Touristik, aber beeindruckender 300 Grad-Blick bis zum Zuckerhut, über die Buchten, den Hafen, die moderne Stadt und den Favelas, die sich über die Hügel ziehen. In der grössten Favela sollen 300.000 Menschen leben! Inzwischen haben die Einwohner dort Bleiberecht, werden mit Strom und Wasser gratis versorgt und es gibt eine Abfallentsorgung.

Wir kehren positiv überrascht von unserem Ausflug zurück, die Stadt hat uns beeindruckt und besser gefallen, als erwartet. Aber: was genau hatten wir eigentlich erwartet?

Jetzt noch zwei Seetage und Buenos Aires empfängt uns.

… auch Leo will reisen

let’s go south-/south-west …

Wir queren den Äquator

Hola amigas y amigos, hola toda la familia, nun sind wir schon fast eine Woche in Buenos Aires (BsAs) und Ihr habt lange nichts von uns gelsen, dann jetzt umsomehr!

Wir haben uns mit dem Seniorendampfer aus süd-/süd-westlicher Richtung dem Äquator und dann Südamerika genähert (falls sich jemand dies überhaupt vorstellen kann!). Neptun meinte es wieder sehr gut mit uns, wir hatten eine erstaunlich ruhige Passage. 80-90% der Mitreisenden sind älter als wir und auch in diesem Prozentsatz übergewichtig. Männer bauchbetont, die Frauen folgen der Schwerkraft. Im Sonnenschein an Deck werden die Liegen belastet, Ruheständler aus aller Herren Länder, Bingo-, Häkel- und Malkurse werden angeboten, wir halten it sportlicher Aktivität und Tanzeinlagen dagegen.

Wir versuchen unsere Seetage sinnvoll zu strukturieren, morgens zu zweit Yoga-Gym auf dem Sonnendeck, anschliessend eibetontews Frühstück -wg. der Kohlenhydrate s.o.-, die Süddt Zeitung jeden morgen ausgedruckt, dann ein wenig sonnen, Reiseführer studieren, manchmal spanische Vokabeln lernen. Am frühen Abend einen kleinen Aperitif mit argentinischer Begleitmusik und je nach aufgerufener Kleiderordnung – Leger/Elegant/Gala – um 20.30 h pünktlich zum Dinner. Wir teilen unseren Vierertisch mit Sylvia und Toni Hummel aus München und sind sehr glücklich über diese Zufallsbekanntschaft, es passt prima, wir senken gemeinsam den Altersschnitt der Tische links und rechts und haben ausserdem noch sehr viel Spass miteinander, danke Silvia und Toni!

Die Aussentemperaturen steigen auf feuchte 28-30 Grad, die Klimaanlage im Schiff hält dagegen, wir halten – als prophylaktische Massnahme – mit einem Halstuch dagegen.