Maren y Enrique les deseamos Feliz Navidad
… wie man hier so sagt

Tschüss, chaucito Copahue

Die 80 Grad heissen Schwefelquellen

deutsch-argentinischer Abend in der Hotelhalle

Copahue und Badeanlage El Instituto unter grünen Dächern

Hotel Valle del Vulcan, rustikal

die letzten km bis Copahue, wenn wir wüßten

Copahue, tanz auf dem Vulkan

Wir haben 280 km Schotterpiste vor uns und machen uns rechtzeitig auf den Weg nach Copahue. Der Ort hat seinen Namen von dem gleichnamigen Vulkan, dicht an der chilenischen Grenze, ca. 3000 m hoch, der immer noch aktiv ist. Die letzte Eruption war im Dezember 2012 und im Mai ds.Js. wurde erneut die Alarmstufe rot ausgegeben, Ortschaften im Umkreis von 25 km mussten evakuiert werden, weil man wieder einen Ausbruch befürchtete. All dies wusste ich vorher nicht!

Nach restlichen 20 km durch Lavagelände blicken wir auf Copahue hinab, d.h. wir blicken auf die Wellblechdächer eines kleinen Örtchens, mit vielleicht 10-12 Strassen, das von hier aus eher wie eine Bergwerkssiedlung aussieht (frei nach dem Dumont-Reiseführer). Unser Hotel Valle del Vulcan hat auch schon bessere Zeiten gesehen, von aussen sehr robust mit Natursteinen, von innen dem langsamen Verfall preisgegeben. In den Zimmern bröckelt der Putz, im Bad aufgeschlagene Wände, um Wasserleitungen zu reparieren, anschliessend jedoch nicht wieder verputzt, ganz zu schweigen von den fehlenden Fliesen, die Feuchtigkeit der Dusche sickert ins Mauerwerk, schade. Nach der ersten Nacht wechseln wir das Zimmer, weil die Toilettenspülung nicht funktioniert. Im nächsten Zimmer können wir die Toilette benutzen, dafür hängt die Toilettentür in den Angeln, das untere Türscharnier ist durchgerostet. Der Inhaber ein freundliches, ja charmantes Schlitzohr, bester Laune. Er hat einen guten Geist samt Tochter für das Hotel angestellt, die von morgens bis abends gegen den Verfall anputzen, denn staubig ist es immer.

Dafür erleben wir den bisher lustigsten Abend unserer Reise. Beim Abendessen lernen wir im Speisesaal ein argentinisches Ehepaar mit Schwester kennen. Zum Absacker geht es in die Hotelhalle, die Schwester setzt sich dort ans Klavier, spielt Tangomusik und ich tanze mit dem Bruder Tango (die einfachste Version natürlich). Mal wieder werden am Ende des Tages Adressen mit persönlichen Einladungen ausgetauscht, samt einer Zeichnung, wie und wo wir die Familie genau finden können. Da sage nochmal einer die Argentinier wären arrogant.

Unser eigentlicher Grund aber, um hierherzukommen sind die heissen Thermalquellen und die Anwendungen, die hier gemacht werden: Fango, Hydromassage, Bäder in den Lagunas, etc. Noch am Ankunftstag gehen wir zur Badeanlage El Instituto, um einen medizinischen Check durchführen zu lassen, ohne den keine Anwendungen durchgeführt werden dürfen. Draussen brodeln und blubbern die gelben Schwefelquellen in schlammigen Becken, der Geruch soll gesund sein. Tags darauf geht es dann zuerst in die Laguna Verde, ein 30° warmes, grünes, algenhaltiges Wasser. Heinrich geht danach zur Hydrotherapie, soll Stress abbauen, und ich zum Fango. Dem Geruch nach muss es sich um das Ur-Fango handeln, ich werde von Kopf bis Fuss mit dem Schlamm eingeschmiert, in Plastikfolie eingewickelt und schwitze 40 Minuten. Danach in eine hölzerne, versenkte Wanne, um den Matsch abzuwaschen, das Wasser fangograu von meinen Vorgängern. Mit Todesverachtung hocke ich mich in den Holzzuber, irgendwie muss das Zeug ja wieder runter. Ich komme mir in dieser ganzen Badeanlage wie in einem sowjetischen Kurort vor, kein Geld für Instandsetzungsmassnahmen, Improvisation ist das Gebot der Stunde, Augen zu und durch. Auf dem Gelände und im Ort sieht man überall Menschen in Bademänteln, die von ihren Anwendungen kommen oder gehen. Dazwischen die weissbekittelten Therapeuten, skurill.

Dieser Ort wird unter Erfahrungen abgebucht, die man nicht unbedingt machen muss, aber …  im nachhinein möchte ich es doch nicht missen. Selten habe ich einen Ort so fröhlich verlassen, um wieder auf Schotterpisten durch die Anden zum nächsten Ziel zu fahren.